Der Demografische Wandel bezeichnet ein Problem der Bevölkerungsentwicklung. Im Zuge dieses veränderten Bevölkerungswachstums werden immer weniger Kinder geboren. Auf der anderen Seite leben Menschen dank fortschrittlicher medizinischer Versorgung zunehmend länger.
Die Folge daraus ist, dass die Bevölkerung schrumpft und immer älter wird. Im Jahre 2030 werden in Deutschland nur noch etwa 75 Millionen Bürger leben. Die Alterspyramide ist schon jetzt keine mehr. Über 30 Jahre hinweg blieb die Geburtenrate niedrig und konnte die Sterberate nicht ausgleichen. Allein im letzten Jahr war die Bilanz zwischen Geburten- und Sterberate denkbar unausgeglichen: Es gab 144.000 mehr Sterbefälle als Geburten.
Die Bevölkerungsentwicklung einer Gesellschaft wird grundlegend von drei Faktoren bestimmt: der Geburtenrate, dem ausgewogenen Verhältnis zwischen Zu- und Abwanderung sowie der Lebenserwartung. Die Möglichkeiten der staatlichen Einflussnahme auf diese Umstände sind begrenzt. Zwar gibt es viel versprechende Ansätze, die Geburtenentwicklung positiv zu beeinflussen, doch die langfristigen Auswirkungen solcher Maßnahmen sind ungewiss. Die Einführung des Elterngeldes zu Beginn des Jahres 2007, aber auch die Verbesserung und der Ausbau der Kinderbetreuung sind weitere Ansätze. Durch derlei Maßnahmen sollen junge Familien wieder stärker ermuntert werden, Kinder zu bekommen.
Aktiv und nachweisbar beeinflussbar ist aber nur die Zuwanderung. Da immer mehr hoch qualifizierte junge Erwachsene in das benachbarte Ausland abwandern, muss durch eine gezielte Zuwanderung ein Ausgleich für schwindende Bevölkerungszahlen geschaffen werden.
Die Folgen der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft sind weit reichend. Da ältere Menschen im Jahr 2030 fast 28 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen werden, ändern sich neben der Zusammensetzung der Gesellschaft auch die Lebensumstände aller Menschen. Alle Lebensbereiche sind von dem Demografischen Wandel betroffen. Nicht nur das Sozialsystem wird über alle Maßen beansprucht und belastet, auch der Arbeitsmarkt wird drastische Einschnitte erfahren. Wenn die Gemeinschaft zu fast einem Drittel aus älteren Menschen besteht, ändert sich zwangsläufig auch das Freizeit-, Konsum-, und Kulturverhalten. Der Demografische Wandel hat somit Auswirkungen auf den Lebensstandard und den Wohlstand aller Menschen.
Wissenschaftler, Stadtplaner und Analysten arbeiten bereits seit Langem an Lösungsansätzen zur Behebung des Problems „Demografischer Wandel“. Diese Strategien zur Anpassung müssen neben staatlichen Änderungen, etwa der Renten- und Arbeitsmarktpolitik, auch soziale und private Modifikationen umfassen. Wohnungen und Häuser müssen umgestaltet und an die Lebensbedingungen von Senioren angepasst, die öffentliche und private Infrastruktur angeglichen werden.
An oberster Stelle aber steht die Überarbeitung des so genannten Generationenvertrags, einem gesellschaftlichen Konsens darüber wie Jung und Alt zusammen das Ein- und Auskommen der zukünftigen Rentner finanzieren. Neben diesem Abkommen steht eine generelle Übereinkunft über den Status des Generationenverhältnisses. Die Wahrnehmung älterer Menschen als weniger leistungsbereit und qualifiziert muss sich ändern und auf die neue Zusammensetzung der Bevölkerung angepasst werden.
Demographischer Wandel, Arbeitsmarkt & Politik
Eine der gravierendsten Auswirkungen des Demografischen Wandels wird auf dem Gebiet der Erwerbstätigkeit geschehen.
Der Bereich der gering qualifizierten Arbeit wird, bereits stark ausgelastet, weiter sinken und die Arbeitslosigkeit wenig ausgebildeter Menschen erhöhen. Weniger Arbeitsplätze werden für immer mehr Bewerber zur Verfügung stehen. Gleichzeitig werden die Arbeitnehmer immer älter.
Bereits heute sind ältere Arbeitnehmer von Arbeitslosigkeit und Existenzängsten betroffen. Im Zuge des Demografischen Wandels werden sich bestehende Verhältnisse noch verstärken.
Zweiteilung des Arbeitsmarktes
Es ist abzusehen, dass sich der Arbeitsmarkt aufteilen wird. Erste Entwicklungen zeigen, dass immer mehr gering qualifizierte Menschen sich wenige Arbeitsplätze teilen müssen.
Da immer mehr Frauen einer festen Beschäftigung nachgehen, werden sich die Folgen auf dem Arbeitsmarkt erst sehr spät zeigen. Im Zuge der Emanzipierung der Frau wurde das eheliche Versorgermodell durch eine beiderseitige Berufstätigkeit abgelöst. Die Hausfrau von gestern ist heute gut ausgebildet und trägt aktiv zum Familienunterhalt bei.
Neben dieser qualitativen Betrachtungsweise des Arbeitsmarktes sind auch quantitative Überlegungen in politische und gesetzgebende Vorschläge einzubeziehen. Es ist eine Tatsache, dass der Arbeitsmarkt schrumpfen wird, das bedeutet weniger bezahlte Arbeitsstellen sind verfügbar. Dies trifft besonders auf den Bereich zu, der von gering ausgebildeten Arbeitern besetzt ist. Langfristig gesehen wird es zu einem Überangebot dieser wenig qualifizierten Bewerbern kommen und zu einer zunehmenden Arbeitslosigkeit führen.
Eine viel versprechende Gelegenheit dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bietet der Ausbau haushaltsnaher Angebote. Das umfasst beispielsweise Wasch- oder Bügeldienste, aber auch Kinderbetreuung. Vor dem Hintergrund eines Doppelverdiener Haushalts erhalten eine größere Anzahl gering qualifizierter Arbeitnehmer die Möglichkeit, aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen.
Auf der anderen Seite werden sehr gut ausgebildete Fachkräfte in vielen Berufen gesucht. In diesen Bereichen kann sich der Arbeitsmarkt sogar noch ausweiten.
Ältere Arbeitnehmer
Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen müssen sich aber nicht nur auf generelle Entwicklungen konzentrieren, sondern auch bemüht sein, ältere Arbeitnehmer aktiv in den Arbeitsprozess einzubinden. Dies bedeutet zum Einen die Anpassung bestehender Arbeitsplätze an ältere Generationen aber auch der Versuch ältere Arbeitslose wieder in eine bezahlte Beschäftigung zu bringen.
Die Bundesregierung verfolgt mehrere Strategien zur Erhöhung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Hierzu gehören Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, die es älteren Arbeitnehmern ermöglichen, neue Entwicklungen und technische Innovationen im Berufsleben zu verstehen und anzuwenden. Des Weiteren sollen bestehende Vorurteile abgebaut werden. Vorgefasste Meinungen werten ältere Menschen als weniger qualifiziert, leistungsfähig und –bereit ab. Initiativen helfen, die Vorteile älterer Berufstätiger zu erkennen. Diese sind häufig zuverlässiger, verfügen über ein höheres Maß an Berufs- und Lebenserfahrung, bieten gleichzeitig aber auch Loyalität zum Arbeitgeber und eine starke Identifizierung mit dem Betrieb.
Unternehmen werden finanzielle Anreize geboten, die es Unternehmen erleichtern, ältere Menschen zu beschäftigen. Dies sind unter anderem Lohnzuschüsse, Entgeltsicherungen oder Erlassung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für Beschäftigte ab 55 Jahren.
Bund-Länder Initiativen werden fortgesetzt, um die Möglichkeiten für ältere Arbeitslose zu erhöhen. Auf diesem Weg sollen 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze für Ältere geschaffen werden.
Eine dieser Maßnahmen ist die Initiative „50plus“, die ältere Arbeitnehmer in das Berufsleben integrieren soll.
Anpassungen an ältere Arbeitnehmer
Um die zunehmend älter werdenden Arbeitnehmer in das aktive Arbeitsleben einbeziehen zu können, sind wichtige Anpassungen nötig. Denn wenn mehr Menschen immer länger arbeiten, sind gravierende Änderungen aller Bereiche nötig.
An oberster Stelle steht hier eine Reformierung des Gesundheitswesens. Damit ältere Menschen auch im hohen Alter in der Lage sind, produktiv zu sein, muss ihre Gesundheit bereits sehr früh gefördert werden.
Desgleichen sind Unternehmen und Betriebe dazu aufgefordert, die Arbeitsbedingungen auf ältere Arbeitnehmer anzupassen. Dies bedeutet unter anderem die Veränderung der Arbeitszeiten und- abläufe. Ältere Arbeitnehmer müssen ihren Fähigkeiten und ihren körperlichen Leistungsvermögens gemäß eingesetzt werden, um die Produktivität und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens nicht zu gefährden. Der Wechsel in einen anderen Betriebszweig oder unbezahlte Pausen sind nur zwei Möglichkeiten.
Denn Beschäftigung aber auch Wettbewerbsfähigkeit sind zwei Faktoren, die eng miteinander verbunden sind.